Brucker Volkspartei über den neuen Bürgermeister:

Hohe Medienpräsenz, wenig Initiative

Während die Zusammenführung der beiden Gemeindeverwaltungen auf Ebene der Bediensteten zielstrebig vor sich gehe, vermisst die Brucker Volkspartei jegliche Diskussion über die zukünftige Entwicklung der Stadt auf politischer Ebene. Der Bürgermeister pflege auch keinen neuen Stil des konstruktiven Miteinander, viele anstehende Themen würden von ihm auf die Zeit nach der Gemeinderatswahl verschoben.

VP-Obfrau Susanne Kaltenegger: „Gerade eine bedeutende Strukturveränderung wie die Fusion sollte doch von einer gemeinsamen Vision begleitet werden: welche Ziele setzt sich die Stadtpolitik, wie positionieren wir uns nach außen, welche neuen Impulse braucht es, um wirtschaftlich stärker und attraktiver zu werden?“ Ein derartiges Nachdenken über die Zukunft gibt es in der Brucker Stadtpolitik bislang nicht.
Die einzige Vision, die der Bürgermeister ständig wiederholt, sei jene von der „Großstadt mit 100.000 Einwohnern“, die aus einer Fusion der drei Städte Bruck, Kapfenberg und Leoben samt Umlandgemeinden entstehen soll. Sie habe nicht den Eindruck, dass dies ein besonderes Anliegen der Bevölkerung sei, so Kaltenegger. Außerdem sieht die Volkspartei kein Patentrezept darin, die Jungen in der Region zu halten.

Konkrete Vorschläge statt Großstadtträume
Statt den Großstadtträumen nachzuhängen, hat die Volkspartei dem Bürgermeister in den letzten Monaten eine Reihe von konkreten Vorschlägen unterbreitet, etwa Maßnahmen für Betriebsansiedlungen, die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für Gründer und Ansiedlungsinteressenten in der Stadtverwaltung (One-stop-shop), die Aufstellung eines effizienten Stadtmarketing und einer modernen Organisationsstruktur für das Citymanagement sowie den Start eines Nachdenkprozesses über die zukünftige Positionierung der Stadt. Alles Dinge, die man nach Meinung der Volkspartei zügig in Angriff hätte nehmen können. Kaltenegger: „Der Bürgermeister hat sich zwar interessiert gezeigt, nur sind von ihm danach keine konkreten Schritte gesetzt worden.“ Alles werde auf die Zeit nach der Gemeinderatswahl verschoben.
„Den neuen Stil der Offenheit und des konstruktiven Miteinander, den der Bürgermeister nach außen gerne verkündet, den gibt es in der politischen Arbeit noch nicht,“ zieht die VP-Obfrau ihr persönliches Resumee.

Wenig „neuer Stil“
Der politische Stil der Rathausmehrheit habe sich kaum geändert, bestätigt der 2.Vizebürgermeister Bernhard Pretterhofer (VP). Jede Initiative von Unternehmen oder Privaten werde vom Bürgermeister für seine persönliche Erfolgsbilanz vereinnahmt, für die Behebung der von ihm selbst bei Amtsantritt aufgezeigten „Baustellen“ fehle es nach wie vor an wirksamen Initiativen. Informationen an die Minderheitsfraktionen seien nach wie vor rar, die Offenheit gegenüber anderen Ideen halte sich in Grenzen.
Pretterhofer erinnert an den in der September-Sitzung gestellten Antrag der VP-Fraktion auf Austritt aus der „Area m Styria GmbH“. Der vom Bürgermeister für die nächste Sitzung im November angekündigte Bericht über die Neuausrichtung der Gesellschaft steht bislang aus, demnach werde die Volkspartei diese Forderung wieder aktualisieren. Die Mitgliedschaft habe der Stadt bisher keine erkennbaren Vorteile gebracht, Bruck soll dem Beispiel der Stadt Mürzzuschlag folgen und seine Vermarktung als Wirtschaftsstandort selbst in die Hand nehmen.

„Masterplan Innenstadt“ zügig umsetzen
Werner Schmölzer, stellvertretender VP-Obmann, verweist auf den im September vorgestellten „Masterplan Innenstadt“, der eine Vielzahl von Anregungen und konkreten Empfehlungen zur Belebung der Stadt enthalte. Der müsse jetzt konsequent umgesetzt werden. Diese Expertenvorschläge dürften nicht, wie so manche Vorschläge in der Vergangenheit, in irgendwelchen Schubladen verstauben.