Stadtentwicklung beginnt im Zentrum

 

Eine sinnvolle Stadtentwicklung könne in Zukunft nur vom Kern heraus erfolgen, betonten Wohnbaulandesrat Johann Seitinger und Vizebürgermeisterin Susanne Kaltenegger in einem Pressegespräch in Bruck. Das Land wird dazu in den steirischen Städten eine Erhebung aller Leerstände durchführen, betreffend Wohnungen und Betriebsräume, um dann in Zusammenarbeit mit den Kommunen zielgerichtet Revitalisierungsschritte setzen zu können. Die Stadt Bruck, die bereits im Rahmen des Projekts Masterplan Innenstadt erste Maßnahmen gestartet hat, könne auch dabei vorangehen und damit Modellstadt für die Steiermark sein.

Um den enormen Zuzug in die Ballungsräume und die starke Landflucht zu stoppen, müssen die Ortskerne in den Bezirksstädten und Marktgemeinden  neu belebt und so attraktiv wie möglich gestaltet werden. Eine sinnvolle Stadtentwicklung könne in Zukunft nur vom Kern heraus erfolgen, betonten Wohnbaulandesrat Johann Seitinger und die Brucker Vizebürgermeisterin Susanne Kaltenegger (beide ÖVP) in einem Pressegespräch in Bruck.

In den letzten dreißig Jahren hätten Fehler in der Raumordnung und Siedlungsentwicklung die gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung der Stadtzentren und Ortskerne stark untergraben. „Ein volkswirtschaftlicher und kultureller Schaden, der so rasch wie möglich repariert werden muss“, fordert Seitinger. Während die Stadt Graz jährlich um etwa 6000 Einwohner wachse und dafür erst neue Infrastruktur schaffen müsse, beklagen Bezirksstädte und der ländliche Raum massive Abwanderung und die Schließung bestehender Infrastruktur.

Der ÖVP-Landesrat sieht im Wohnbau und in der verbesserten Mobilität wichtige strategische Ansätze und appelliert vor allem an die Bereitschaft der Bürger zum Umdenken: „Wenn man sich vor Augen hält, dass die Lebenskosten in einer Bezirksstadt deutlich günstiger sind als in einer Großstadt und zudem alle Bedürfnisse  von Kinderbetreuung, Bildung, medizinischer Versorgung ebenso gut abgedeckt sind, muss man seinen Lebensmittelpunkt nicht in die großen Zentren verlagern.“

„Modellstadt Bruck/Mur“

Seitinger verlangt für die Zukunft intelligente und wirtschaftsfreundliche Konzepte für die Ortskerne und eine verstärkte Einbindung der Bürger in die Stadtentwicklung. Die Stadt Bruck habe im Rahmen des Projektes „Masterplan Innenstadt“ erste richtige Schritte gesetzt und könne damit Modellstadt für die Steiermark sein.

Im Auftrag des Landes werden demnächst alle Leerstände in den Städten und größeren Gemeinden, sowohl Wohnungen als auch Betriebsräume, erhoben, um in Zusammenarbeit mit den Kommunen zielgerichtet Revitalisierungsschritte setzen zu können. Seitinger denkt dabei auch an die Einbindung der Universitäten, um soziologische, architektonische und raumordnungspolitische Grundsatzfragen klären zu können.

Vizebürgermeisterin Kaltenegger bestätigte, es sei ein Entwicklungsziel der Stadt Bruck, mit einem breiten Angebot an Wohnformen, auch im Lebensraum Altstadt, attraktiv für Zuzüge zu sein. „Bruck bietet beste Voraussetzungen zum Leben und Wohnen für Familien. Wir sehen die Nähe zu Graz auch als Chance.“

Stadtvision Bruck 2030

Der vom „Masterplan Innenstadt“ ausgehende Entwicklungsprozess erfolge in einem befruchtenden Dialog zwischen Stadtpolitik, Verwaltung und engagierten Bürgern. Die definierten Ziele bauen auf den vorhandenen Potenzialen der Stadt auf und seien realisierbar. Kaltenegger: „Wir formulieren eine Stadtvision, keine Utopie“. Mit der inhaltlichen und organisatorischen Neuausrichtung des Stadtmarketing zu einem umfassenden Standortmanagement sei ein wichtiger Entwicklungsschritt gesetzt worden.

Zum Nachlesen der Pressetext:

Ortskerne und Innenstädte stellten immer schon das gesellschaftliche und wirtschaftliche Rückgrat unserer Städte und Gemeinden dar. In den letzten 30 Jahren sind jedoch im Bereich der Raum- und Stadtentwicklung gravierende Fehler passiert, die dazu geführt haben, dass viele der so wichtigen Stadt- und Ortszentren in unserem Land nahezu ausgestorben sind. Ein enormer volkswirtschaftlicher und kultureller Schaden, der so schnell wie möglich wieder repariert werden muss. „Ausgestorbene Ortskerne in unseren Bezirksstädten und Marktgemeinden müssen nicht nur wiederbelebt, sondern so attraktiv wie möglich gestaltet werden,  wenn wir die starke Landflucht und den enormen Zuzug in die Ballungsräume stoppen wollen!“, fasste Wohnbaulandesrat Johann Seitinger seine Perspektiven für die Zukunft der Stadtentwicklung im Pressegespräch zusammen.

 

Stadtentwicklung von innen heraus

Es gilt, die Entwicklung von Städten ab sofort von innen heraus zu denken. Sanierungen und Revitalisierungen müssen Neubauten auf der grünen Wiese vorgezogen werden. Das gilt sowohl für den Wohnbau als auch für große Teile der sozialen Einrichtungen und der Wirtschaft. Die besonderen Fehler der letzten Jahrzehnte wurden in der Raumordnung gemacht: große Einkaufszentren und ebenso große Wohnsiedlungen wurden auf die grüne Wiese gebaut, die Innenstadtwirtschaft wurde nicht ausreichend unterstützt, die demographische Entwicklung unterschätzt und insgesamt wesentliche Teile der  Standortpolitik ohne Einbindung der Bürger betrieben. „Die Fehler der Vergangenheit kann nicht einmal der liebe Gott  verändern,“ so Seitinger, „aber wir müssen daraus  lernen“.

 

Es sei schwer zu erklären, dass die Stadt Graz pro Jahr um etwa 6000 Einwohnern wächst, während in den Bezirksstädten und ländlichen Räumen eine massive Abwanderung stattfindet und als Folge wichtige Lebensinfrastrukturen – wie etwa Schulen und Kindergärten – geschlossen werden müssen. Seitinger: “ Es braucht daher für die Zukunft mutige und intelligente Schritten, um gerade aus den Bezirksstädten wieder lebendige Zentren zu machen.“

 

Bruck als Modellregion

Bruck hat sich in den letzten Monaten intensiv mit der Stadtentwicklung auseinandergesetzt und könnte damit eine Modellstadt für die Steiermark werden, ist der ÖVP-Landesrat überzeugt. Neben Wirtschaft, Soziales, Bildung, Vereinsleben, kulturellen Aktivitäten sind die Themen Wohnbau und Mobilität wichtige Teil der Gesamtstrategie. Seitinger: „Wenn den Bürgern bewusst wird, dass das Leben in einer Bezirksstadt eigentlich allen Bedürfnissen gerecht wird und insbesondere die Lebenskosten wesentlich günstiger sind als in Großstädten, wird auch die Bereitschaft gegeben sein, den Lebensmittelpunkt nicht in die großen Zentren zu verlagern.“

 

Raumordnung neu denken und gestalten

Das Land Steiermark hat eine Studie in Auftrag gegeben, alle Leerstände in den Bezirksstädten und Großgemeinden zu erheben, um mit Unterstützung der Kommunen zielgerichtet weitere Schritte im Bereich der Stadt- und Ortskernplanung vornehmen zu können. Dieses Projekt soll auch von Seiten der Universitäten begleitet werden, um die  soziologischen, architektonischen und raumordnungspolitischen Grundsatzfragen klären zu können.

 

Vizebürgermeisterin Susanne Kaltenegger:

Nähe zu Graz ist auch eine Chance für Bruck

Die Nähe zu Graz soll aus Sicht der Brucker Vizebürgermeisterin nicht nur als Bedrohung, sondern auch als besondere Chance gesehen werden: „Bruck ist verkehrstechnisch bestens angebunden, hat alle wichtigen Betreuungseinrichtungen und bietet beste Voraussetzungen zum Wohnen und Leben für Familien.“ Mit  einem breiten Angebot von Wohnformen wolle die Stadt attraktiv für Zuzüge sein.

Der „Masterplan Innenstadt“ stellt aus Sicht der Volkspartei einen profunden Ideenpool für die Stadtpolitik dar. Ein großes Kapitel darin ist das Wohnen im Lebensraum Altstadt. Die Revitalisierung bestehender Bausubstanz zu Wohnzwecken soll weiter forciert werden, auch Sonderformen wie „Wohnen und arbeiten“, also Wohnraum kombiniert mit Büros, oder betreutes bzw. betreubares Wohnen oder Startwohnungen für Junge bieten sich für die Zentrumszone an. Die Leerstandserhebung gemeinsam mit dem Land mit einer Potenzialanalyse über den sanierungsfähigen Wohnraum zu vertiefen, wäre erstrebenswert.

 

Eine Vision, aber keine Utopie

Die „Stadtvision Bruck 2030“ wird aus einem befruchtenden Dialog zwischen Stadtpolitik, Verwaltung, engagierten Bürgern und Leistungsträgern aus Wirtschaft, Kultur und Vereinen auf Basis vorhandener Studien entwickelt. Auch die definierten Entwicklungsziele bauen auf die vorhandenen Besonderheiten und Potenzialen der Stadt auf. Kaltenegger: „Wir setzen uns umsetzbare Ziele, formulieren keine Utopien.“

 

Volkspartei nimmt konstruktiv an der Stadtpolitik teil

Die Möglichkeit, vorhandene Konzepte und gute Ideen auch umsetzen zu können, sei der ausschlaggebende Grund für die Brucker Volkspartei gewesen, eine Zusammenarbeit über gemeinsam definierte Projekte mit der SPÖ einzugehen, unterstrich die Vizebürgermeisterin. Das Ergebnis nach einem Jahr kann sich sehen lassen: Der „Masterplan Innenstadt“ ist inzwischen zu einer wichtigen Arbeitsgrundlage für die Stadt geworden, die „Stadtvision Bruck 2030“ befindet sich im Stadium der Endredaktion und zwei wesentliche Forderungen der Volkspartei, nämlich die inhaltliche Neuausrichtung des Stadtmarketing und dessen Neuorganisation sind ebenfalls auf Schiene. Anstelle eines Citymanagements als Nebentätigkeit ist ein umfassendes hauptberufliches Standortmanagement getreten. Auch dieses wird der Stadt zusätzliche Impulse verleihen.