Sichere Altersvorsorge verlangt gesellschaftliches Umdenken

 

Den schon traditionellen Valentinsempfang in Bruck/Mur nützt Gastgeber Landesrat Hans Seitinger stets dazu, wichtige Themen abseits der Tagespolitik von renommierten Referenten beleuchten zu lassen. Diesmal war der international anerkannte Pensionsexperte Univ. Prof. Wolfgang Mazal zu Gast in der Brucker Wirtschaftskammer, er sprach über Zukunftssicherung und Altersvorsorge.

Änderungen im Pensionssystem sind für den an der Universität Wien lehrenden Sozialrechtsexperten unerlässlich, wobei er gleich „Entwarnung“ für die Pensionsbezieher gab: laufende Pensionen seien verfassungsrechtlich abgesichert, Änderungen des Systems würden nur für neue Pensionsjahrgänge wirksam werden.

Schon aufgrund der demografischen Entwicklung sieht Mazal Änderungsbedarf: die Zahl der Menschen im Erwerbsalter sinkt dramatisch, jene der zukünftigen Pensionsbezieher steigt durch die „Baby-Boom-Generation“ stark an. Diese Lücke könne durch Zuwanderung allein nicht abgedeckt werden, zumal diese zuerst über lange Zeit zusätzliche Kosten verursache bevor sie zur Entlastung des Pensionssystems beitrage. Außerdem steige in Österreich statistisch die Lebenserwartung laufend an, die Menschen würden älter und die Phase des Pensionsbezuges länger.

Damit wächst auch das Gesamtvolumen an Kosten für Pensionen und Altersvorsorge. Kosten würden auch, so Mazal, in anderen Bereichen des Staates steigen, etwa für die innere und äußere Sicherheit, das Gesundheitswesen, für Integration und Bildung. Die staatlichen Finanzen seien also begrenzt.

Längere Erwerbstätigkeit

Zur nachhaltigen Problemlösung fordert Mazal ein gesellschaftliches Umdenken: Die Menschen müssten zu längerem Verbleib in der Erwerbstätigkeit motiviert werden. Am Beginn durch eine Verkürzung der Bildungsphase, dafür aber mit staatlicher Unterstützung für Weiterbildung während der Berufstätigkeit, etwa durch Bildungsteilzeit. Am Ende könnte ein gleitender Pensionsantritt zu längerem Verbleib im Erwerb führen. Es bedürfe auch einer neuen Arbeitsorganisation, weniger Überstunden, Abflachung der Gehaltskurven, stärkerer Gesundheitsförderung. Mazal: „Man kann nicht länger im Erwerb bleiben, wenn man zu früh ausgebrannt ist.“

Auch die private Lebensplanung sei dafür ausschlaggebend: Familie und Erwerbszeit laufen parallel und müssen in Balance sein, Sozialbeziehungen sollten so lange wie möglich gepflegt, die eigene Gesundheit bedacht und das persönliche Anspruchsniveau gelegentlich überdacht werden.

Altersvorsorge kostet

Die Altersvorsorge unserer Generation muss die nachfolgende bezahlen, so sieht es das bestehende System vor. Mazal: „Wir müssen also in die nächste Generation investieren, damit schaffen wir unsere Vorsorge. Wenn möglich , sollten wir auch über mehr eigene Finanzvorsorge nachdenken.“

Unter den zahlreichen Besuchern dieser interessanten Veranstaltung waren auch Vzbgm. Susanne Kaltenegger sowie die Gemeinderäte Ulrike Ully-Jungwirth, Isabella Lerchbaumer und Werner Schmölzer.